Potsdam, 22. Dezember 2004
Sehr geehrter Herr Dr. Stiller,
Nach Angaben der unabhängigen Schulstrukturkommission
unter Leitung des Bildungsforschers Prof. Baumert, welche die Empfehlungen
für die Oberschule ausgesprochen hat, werden die Schülerzahlen
in der Sekundarstufe I (Klassenstufen 7 bis 10) von 140 000 im Schuljahr
2002/2003 leider auf 75 000 bis 80 000 im Schuljahr 2010/201 1 absinken.
Das bedeutet, dass von ehemals 435 SekundarstufeI-Schulen vermutlich nur
207 Schulen langfristig erhalten bleihen.
Mit dem Oberschulmodell reagieren wir auf
diese Entwicklung. Im Übrigen ist es angelehnt an die Strukturen anderer
Bundesländer mit vergleichbaren Bedingungen. Thüringen und Sachsen
praktizieren zum Beispiel seit vielen Jahren die von uns angestrebte Schulform,
in der Realschul- und Hauptschulbildungsgang unter einem Dach angeboten
werden. Die positiven Erfahrungen aus diesen Ländern - die sich dort
gerade bei den guten PISA-Ergebnissen gezeigt haben - wollen wir in Brandenburg
nutzen. Deshalb ist die Oberschule ein Gewinn für Schüler, Eltern
und Lehrer.
Ich will betonen, dass wir nun die Strukturdiskussion
hinter uns lassen und uns für eine an den Begabungen der Schüler
orientierte inhaltliche Bildungspolitik stark machen müssen. Dazu
hat das Gesetz den Rahmen gesetzt. Die Menschen vor Ort können diesen
Rahmen jetzt ausgestalten.
Wir werden unsere Bildungsoffensive zum
Wohle unserer Kinder entschieden fortsetzen. Denn allen Beteiligten ist
bewusst, dass die Qualität in der brandenburgischen Schulausbildung
verbessert werden muss. Das werden wir jedoch nicht mit dem Ruf nach einer
Massenschule lösen. Schließlich ist nichts ungerechter und pädagogisch
verwerflicher, als unterschiedlich Begabte gleich zu unterrichten. Im Zwangskorsett
der Einheitsschule können die Starken nicht gefordert und die Schwächeren
nicht richtig gefördert werden.
Ich möchte auch Sie an dieser Stelle
auffordern, uns zu helfen. Wir alle müssen uns für einen Standard
einsetzen, der über das Mindestmaß hinausgeht. Weiterhin können
Sie uns unterstützen, wenn es um die stärkere Betonung von Leistung,
um stärker an Ergebnissen orientierte Versetzungsbestimmungen und
um die Unterbreitung von begabungsgerechten Angeboten für Schüler
geht. Auch müssen wir die Aufstockung der Stundentafel in den Kernfächern
fordern.
Die beiliegende Informationsbroschüre
gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen durch
die Oberschule. Im Namen der CDU-Fraktion kann ich Ihnen versichern, dass
wir uns weiterhin bemühen, uns für das Wohl der Schülerinnen
und Schüler im Land Brandenburg einzusetzen.
Ich stehe Ihnen selbstverständlich
jederzeit für Rückfragen oder Hinweise gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Senftleben
für Ihr Schreiben vom 12. Dezember
2004 an die CDU-Fraktion zur geplanten Einführung der Oberschule möchte
ich Ihnen herzlich danken. Als bildungspolitischer Sprecher und somit stellvertretend
für die CDU-Fraktion antworte ich Ihnen gern.
Bildungspolitischer Sprecher