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Der Schülerstreik von Storkow

Vor Jahren war die Gesamtschule Storkow bzw. der von der Schulrätin ungeliebte Oberstufenteil (GOST) das Ziel von Schließungsabsichten durch Schulbehörden.

Ein 9tägiger Streik der Schülerinnen und Schüler konnte die GOST retten. Heute ist diese Schule "Europaschule". Rainer Thiel aus 15859 Bugk (Oder-Spree) hat über den Streik ein Buch geschrieben und sich selbst tatkräftig für die Schülerinnen und Schüler eingesetzt. Nachfolgend wird der Klappentext des Buches zitiert und das Inhaltsverzeichnis genannt. Die letzte Auflage ist wohl nicht ganz vergriffen, Restexemplare können noch geordert werden, vielleicht sollte aber endlich auch die nächste Auflage gedruckt werden - die Storkower Ereignisse sind kein Einzelfall.
 


Klappentext

Anlaß zum Streik war: Am ersten Tag des neuen Schuljahrs, 7.25 Uhr, stehen 40 Schüler zum Eintritt in die Abiturstufe auf der Liste der Schulrätin, aber 39 sind nur anwesend. Die Schulrätin scheint am Ziel ihrer Wünsche: Die Abiturstufe in Storkow auszulöschen. Zehn Minuten später wirft sie die 39 Schüler aus der Schule auf die Straße, nachdem sie ihnen befohlen hat, in die Nachbarstädte zu fahren, um in den kommenden drei Jahren bis zum Abitur täglich 100 Minuten ihres Lebens in Omnibussen sinnlos zu opfern.

Nach Tagen des Zorns, doch die Bürgerschaft und Studenten an der Seite, Presse und Fernsehen im Rücken, besetzen 500 Schüler ihre Schule, bis zu 137 Schüler verlassen die Schule auch nachts nicht, sie bilden einen eignen Ordnungsdienst und werden zusätzlich von der Freiwilligen Feuerwehr beschützt. Die Schüler unterrichten sich tagelang selbst, ringen mit der Regierung und – setzen durch, daß zwei elfte Klassen wie bisher in Storkow zur Schule gehen dürfen, statt sich täglich auf Reisen in Nachbarstädte begeben und in Omnibussen Lebenszeit einbüßen zu müssen.

Worum es beim Abbau von Bildung geht, lässt sich aus einer Anekdote ablesen, die mir ein Freund (Katholik) aus Bonn erzählt hat: Als Friedrich der Große – so sagte mein Freund – Schlesien erobert hatte, inspizierte er Schulen. Da sagte zu dem König ein Bischof: "Wollen Majestät sich nicht sorgen. Wer dumm ist, sündigt weniger." Heute gilt: Wer ungebildet ist, der fragt nicht mehr nach Demokratie und Bildung. Der akzeptiert leicht auch Gewalt.

Über die Schüler-Aktion in Storkow haben 14 Zeitungen (die meisten aus Berlin), 5 Fernsehsender und 4 Hörsender berichtet. Unterm Titel "Die Not der Schüler" schrieb der Berliner Tagesspiegel:

"Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass sich Jugendliche derart für ihre Schule einsetzen. Die weit verbreitete Null-Bock-Mentalität gegenüber der Politik, die oft ganz schnell in gefährliche extremistische und gewalttätige Richtungen umschlägt, hatte hier einmal keine Chance. Doch anstatt dieses zaghafte Interesse der jungen Generation an Demokratie auszunutzen, legt sich das Ministerium quer...."


 

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis des Buches "Schülerstreik in Storkow – September 2000"
  • Storkow, Landkreis Oder-Spree im Bundeslande Brandenburg
    • Städtchen zwischen zwölf Seen
    • Das Friedensdorf Storkow und seine Schöpfer
  • Abitur in Storkow und überall
    • Zur rechten Zeit die Weiche stellen, nicht zu früh. Sonst kommt man nicht aufs Bildungsgleis
    • Die Familien sind verschieden. Ein Minister muß das tolerieren
    • Gebt den Kindern Zeit zum Reifen
  • Schulen in Brandenburg und Bundesrepublik
    • Stundenausfall: Raub von Lebenszeit und Erziehung zur Schlamperei
    • Wie viele Schüler müssen in ein Klassen-Zimmer? So viele wie beim Kaiser
  • Der Anlaß zum offnen Ausbruch der Krise
    • Was will der Minister?
    • Was wollte die Schulrätin?
    • Der erste Schultag im ersten Schuljahr des neuen Jahrtausends - ein Rausschmiss-Tag
  • Es soll sich rechnen
    • Wie rechnet sich die Landes-Politik?
    • Wie rechnet sich’s beim Schüler???
    • Treue zu den Anvertrauten?
  • Fehlstart ins neue Schuljahr
    • Eine Woche Angst und Zorn
    • Kerzen oder Streik?
    • Streiken – aber wie?
  • Vom Rausschmiß auf zur Wende
    • Gibt es ein Vorbild für Protest?
    • Die Streik-Idee gewinnt Fasson
    • Streik-Idee: Unterrichts-Marathon in Eigen-Regie der Schüler
    • Der Anstoß wird gewagt
  • Es rollt der Ball. Sehr rasch beginnt Aktion
    • Schöner, schwerer Anfang. Montag, 11. September. Der Morgen
    • Ein Zwischenfall
    • Start des alternativen Unterrichts
    • Montag, 11. September. Nachmittag und Abend
    • Erinnerung an einen Rausschmiß 1956: „Wir wollen kein zweites 1956“
    • Die erste Übernachtung in der Schule
    • Dienstag, 12. September – die Aktion konsolidiert sich
    • Dutzende Lehrer müssen hunderte Eltern anrufen – das Schulamt bläst zum Streik-Abbruch.....
    • .....doch der Streik geht weiter
    • Mittwoch, der 3. Streiktag
  • Die Knospen gehen auf
    • Alternativer Unterricht I – Schüler unterrichten Schüler. Pädagogische Entdeckungen
    • Alternativer Unterricht II - Studenten und Storkower Bürger unterrichten
    • Die Schüler und ihre Logistik
    • Die Medien und der Schülerstreik
  • Schüler und Bürger beim Staatssekretär in Potsdam. Neunter Tag im Schuljahr, 4. Streik-Tag. 14. September
    • Unterm Vorsichtsdeckel baut sich Spannung auf
    • Die Spannung wird zum Platzen gut. Und den Schülern winkt der Sieg
    • Freitag, 15. September
    • 37 plus x Elftklässler
    • Der Sieg hat erst mal nur gewinkt. Montag, 18. September: erneut ein Rausschmiß
  • 500 Schüler gehen ins Asyl. Festliche Immatrikulation der Elftklässler im Friedensdorf
    • Meeting der Ausgesperrten vorm Eingang zum Schulhof
    • Anmut und Würde: Die streikenden Schüler immatrikulieren ihre Elftklässler im Friedensdorf
  • Bilanzen
    • Das amtliche Ergebnis, am Abend des 9. Streiktags
    • Wie engagierten sich Mitglieder des Landtags? Idee zu einem Politogramm
    • Es hat keine Besiegten gegeben. Dennoch sinnen Bürokraten auf Vergeltung
    • Vergeltung wird bemerkbar. Dazu ein offner Brief an Manfred Stolpe
    • Noch ein offener Brief an Landesvater Stolpe. Und wie es danach weiterging
  • Nach dem Streik - Gründung des Kinder- und Jugendparlaments in Storkow durch Mitglieder des Streikkomitees
  • Rückblicke. Weihnachtskonzert und Internet-Cafe im Friedensdorf. Schüler für sich und ihre Heimat in der deutschen Bundesrepublik
  • Dokument vom 28.02.01 - sieben Schüler über sich selbst: "Von Siegesgefühlen bis hin zum Nervenzusammenbruch"
  • Gegenbild - Töten aus Frust und Langeweile

Buchumfang einschließlich Fotos 194 Seiten. ISBN des Buches: 3-8926-066-9

Bemerkung des Autors: Als ich vom Streik erfahren hatte, war ich sofort zu den Schülern geeilt. Habe mich vorgestellt als Opa, der Enkel in Berlin und Dresden hat, die ähnlich bedroht sind wie die Schüler in Storkow. Da begann die Jugend, mich anzunehmen. Bald wurde ich auch eingeladen, mit ihrem aktiven Kern gemeinsam zu handeln, zum Beispiel beim Unterschriftensammeln für eine Massenpetition. Dabei bin ich glücklich.
 

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